Reutlinger General-Anzeiger

Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich als freiberufliche Pressefotografin für die führende Tageszeitung der „kleinen“ Großstadt Reutlingen, den Reutlinger General-Anzeiger. In den ersten Jahren verfasste ich mit sehr viel Freude und Erfolg auch Texte, doch bald fehlte mir für das Texten die Zeit.

Wer für eine Tageszeitung wie den Reutlinger General-Anzeiger fotografiert, muss schnell sein, den Blick für das Wesentliche haben und gestalterische Ideen treffsicher umsetzen. Das fotografische Equipment sollte höchsten Anforderungen entsprechen, denn es gilt, in den verschiedensten Lichtsituationen, Fotos von bester Qualität zu liefern.

Als Pressefotografin bin ich oft nah dran am Geschehen in der Stadt. Meistens steht dabei der Mensch im Mittelpunkt. Ein Porträt verlangt sehr viel Einfühlungsvermögen. Manchmal sind es die ruhigen Momente, die mich berühren. Das Porträt einer Jubilarin beispielsweise, die anlässlich ihres 100jährigen Geburtstages aus Ihrem Leben erzählt. Immer wieder hatte ich auch die Möglichkeit, prominente Persönlichkeiten zu porträtieren. Kofi Annan zum Beispiel oder Angela Merkel und Desmond Tutu. Daneben prägen jedoch auch Gruppenfotos den journalistischen Alltag; hier werden Geduld und Überblick verlangt.

Ob Schwörtag, Stadtfest oder Marbach Classics – es gibt kaum ein Event im ganzen Landkreis, das ich noch nicht fotografiert habe. Stimmungen einzufangen, sie in aussagekräftigen Fotos wiederzugeben und die ganze Bandbreite des Festes darzustellen, das ist meine Aufgabe als Eventfotografin einer Tageszeitung. Vom liebevollen Detail der Dekoration bis zu den leuchtenden Augen der Gäste, alles gehört zu einem gelungenen Fest und will auf schönen Fotos in der Zeitung dokumentiert werden. Der Leser freut sich an den Fotos einer rauschenden Ballnacht, eines sprühenden Feuerwerkes oder an den Attraktionen eines Zirkus.

Natürlich wird nicht nur über schöne Dinge berichtet. Manche Ereignisse müssen dokumentiert werden. Die Nüchternheit und Sachlichkeit sind die Merkmale der Dokumentarfotografie. Manchmal geht es um Gebäude, Architektur, neue Baugebiete. Im Wirtschaftsteil werden Firmen vorgestellt, im Feuilleton über Kulturveranstaltungen berichtet. Überall sind die Pressefotografen dabei. Sie gehen in die Firmen, fotografieren Menschen an ihren Arbeitsplätzen, Firmenchefs in ihren Büros, Schauspieler bei den Proben oder Musiker in der Stadthalle.

Trotz aller Hektik nehme ich mir beim Fotografieren Zeit. Die Menschen sind mir wichtig. Sie sollen sich nicht überrumpelt fühlen. Das sehen auch die Betrachter meiner Fotos. Meine Richtlinien für Gestaltung und Linienführung bestimmen den Stil meiner Fotos. Schon oft sagten mir Leser, dass sie meinen Namen gar nicht erst unter dem Foto lesen müssten. Sie würden meine Fotos auf Anhieb erkennen. Das ist das schönste Kompliment für mich.